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Herr Bernasconi, Sie sind seit August 2024 CIO von Twint. Wie haben Sie das erste Jahr bei der grössten Bezahl-App der Schweiz erlebt?

Das erste Jahr bei Twint war intensiv, spannend und in vielerlei Hinsicht bereichernd – was angesichts des dynamischen Marktumfelds kaum überrascht. Als CIO in einem so agilen und stark wachsenden Unternehmen einzusteigen, bedeutet: Man ist vom ersten Tag an mitten im Geschehen. Ich wurde von einem eingespielten und äusserst kompetenten IT-Management-Team empfangen, das die operative Verantwortung mit grosser Souveränität trägt und mir den Einstieg dadurch wesentlich erleichtert hat.

Welche grösseren IT-Projekte und Ideen wurden in dieser Zeit angegangen?

Twint wächst dynamisch sowohl bei der Anzahl Transaktionen als auch im Funktionsumfang – entsprechend hoch sind die Anforderungen an unsere IT. Neben der erfolgreichen Umsetzung neuer Funktionen wie «Business Portal App», «Express Checkout » und dem «Zahlungslink» haben wir auch den strategischen Umbau unserer IT-Plattform angestossen. Dadurch werden unsere Systeme noch skalierbarer, agiler und robuster, um die stetig steigenden Anforderungen unserer Nutzer auch in Zukunft weiterhin mit höchster Zuverlässigkeit und Performance zu erfüllen. Für die IT bedeutet das: vorausschauende Architekturentscheidungen, starke Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement und eine klare Ausrichtung auf Effizienz und Qualität im Betrieb.

Wie viel KI ist bereits heute in Twint vorhanden? Und welche Rolle spielt KI in der Zukunft?

KI ist für Twint kein Selbstzweck, sondern ein gezielt eingesetztes Werkzeug zur Effizienzsteigerung und Qualitätsverbesserung. Aktuell sind wir im Aufbau entsprechender Lösungen – insbesondere im Bereich Testautomatisierung und bei Supportanfragen – und evaluieren fortlaufend neue Einsatzmöglichkeiten. Auch für die Betrugserkennung prüfen wir KI-basierte Ansätze. Unser Fokus liegt dabei auf einem verantwortungsvollen und gezielten Einsatz von KI, mit besonderem Augenmerk auf Stabilität, Sicherheit und Skalierbarkeit.

«Wir bauen aktuell KI-gestützte Lösungen auf – etwa in der Testautomatisierung und im Support – und evaluieren Potenziale, unter anderem in der Betrugserkennung.»

– Daniel Bernasconi

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie als CIO von Twint?

Mein Ziel ist es, die IT als strategischen Enabler zu positionieren – als treibende Kraft für Innovation, Effizienz und Wachstum. Die Plattform von Twint muss hohen Ansprüchen genügen und entwickelt sich stetig weiter – bei wachsendem Transaktionsvolumen, steigenden Verfügbarkeitsansprüchen und immer neuen Funktionen. Ich sehe meine Rolle darin, diesen Weg aktiv mitzugestalten – technologiegetrieben, aber immer im engen Schulterschluss mit dem Business.

Twint steht mitten in der Cloud-Migration. Wie sieht die Roadmap aus? Wie kommt das Projekt voran, und welche Herausforderungen gibt es?

Die Migration in die Cloud ist ein zentraler Bestandteil unserer langfristigen IT-Strategie. Ziel ist es, die Grundlage für eine noch effizientere Umsetzung neuer Produkte und Funktionen zu schaffen. Das Projekt entwickelt sich planmässig – gleichzeitig sind wir uns der hohen Anforderungen bewusst, die mit einem regulierten Umfeld und der Verantwortung gegenüber unseren Partnern und Nutzern einhergehen. Die grössten Herausforderungen liegen daher weniger in der Technologie selbst, sondern in regulatorischen Themen. Diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst.

Am 20. August 2024 wurde Instant Payment in der Schweiz zur Pflicht. Wie hat die Einführung Twint tangiert?

Für unsere Nutzenden hat sich durch die Einführung von Instant Payment wenig verändert – Twint-Zahlungen werden aus Nutzersicht bereits heute in Echtzeit verarbeitet. Twint setzt dabei auf bestehende Bankenschnittstellen, die für unsere User bereits eine Instant-Erfahrung ermöglichen. Daher sind wir aktuell nicht direkt an das neue System angebunden. Wir beobachten die Entwicklung jedoch genau, da sich daraus zusätzliche Anwendungsfälle ergeben könnten, die für uns von Interesse sind. Unser Fokus bleibt dabei auf einem schnellen, sicheren und im Alltag breit integrierten Zahlungserlebnis – ob im Onlineshop, beim Parkieren oder im Freundeskreis.

«Bei der Cloud-Migration sind die grössten Herausforderungen nicht technologische, sondern
regulatorische Themen.»

– Daniel Bernasconi

Anfang des Jahres gab Twint bekannt, dass weit über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung die Bezahl-App nutzt. Aussagekräftiger ist die Anzahl der Trans- aktionen – und die ist stark gestiegen: von 4 Millionen im Jahr 2017 über 215 Millionen im Jahr 2021 auf 773 Millionen im Jahr 2024. Wie viel Prozent dieser Transaktionen fanden im Handel und wie viel zwischen Privatpersonen statt?

Etwa 75 Prozent der Transaktionen über Twint erfolgen im Handel, während rund 25 Prozent der Zahlungen zwischen Privatpersonen getätigt werden. Diese Verteilung spiegelt das breite Anwendungsspektrum von Twint wider – sowohl im täglichen Einkauf als auch in der privaten Geldüberweisung. In beiden Bereichen wird Twint durch die einfache, schnelle und sichere Handhabung immer beliebter.

81 Prozent der physischen Läden und 84 Prozent der Onlineshops bieten Twint bereits als Zahlungsmittel an. Viel wachsen könnt ihr nicht mehr …

Die hohe Durchdringung ist ein Erfolg, auf den wir stolz sind. Das Wachstum von Twint wird aber nicht nur von der Anzahl von Akzeptanzstellen und Nutzern getrieben, sondern auch von den Mehrwerten, die Nutzer dazu bringt, in jeder Zahlungssituation Twint zu bevorzugen. Unser Fokus liegt daher weiterhin auf Innovation und dem Nutzererlebnis. Auch wenn wir in vielen Bereichen bereits gut etabliert sind, bieten neue Funktionen und Weiterentwicklungen der App weiterhin Raum für Wachstum und eine breitere Nutzung in noch mehr Alltagssituationen.

Ihr verdient Geld mit Zahlungen im Handel und habt diesen Frühling in diesem Bereich drei neue Angebote lanciert: «Business Portal App», eine neue App für Händler, und die beiden Features «Express Checkout» und «Zahlungslink». Wie profitieren die Nutzer von diesen Neuerungen, und wie ist die Rückmeldung?

Diese neuen Funktionen bieten Händlern eine effizientere Zahlungsabwicklung und eine noch bessere Integration in ihre Geschäftsprozesse. «Express Checkout» und der «Zahlungslink» ermöglichen eine noch einfachere Abwicklung von Zahlungen, während die «Business Portal App» den Händlern eine übersichtliche Verwaltung ihrer Transaktionen ermöglicht. Die Rückmeldungen aus der Händler-Community sind durchweg positiv – die Nutzer schätzen die Vereinfachung der Abläufe und die gesteigerte Flexibilität.

Wie werden bei Twint Ideen für neue Funktionen sondiert, bewertet und umgesetzt?

Bei Twint legen wir grossen Wert auf enge Zusammenarbeit mit unseren Nutzern, Händlern und Banken. Neue Ideen durchlaufen einen strukturierten Prozess, der mit einer umfassenden Marktanalyse beginnt und bis hin zur agilen Umsetzung reicht. So stellen wir sicher, dass jede neue Funktion den Bedürfnissen unserer Nutzer entspricht und einen echten Mehrwert bietet.